Manchmal wünschte ich, ich hätte mir ein anderes Hobby ausgesucht. Antike Schnupftabakdosen sammeln oder Luftgitarre spielen. Auf jeden Fall etwas, bei dem man keine 10 kg Kamera mit sich rumschleppen muss. Wobei ich ja auch ein wenig selbst dran schuld bin. Den Batteriegriff hätte es nicht unbedingt gebraucht und das schwerste Objektiv auch nicht wirklich. Wobei ich jetzt, wo wir es überlebt haben und gesund und munter kurz vor Nelson erneut eine Wildcamp-Nacht einlegen, froh bin, es dabei gehabt zu haben. Und derweil hatte der Tag ja so entspannt gestartet.

Umgeben von Schafen hat uns Vitus vehementer Ruf nach „Milch“ um kurz nach 6 Uhr geweckt. Ziemlich perfekt um einen recht schönen Sonnenaufgang mitzubekommen. Um auf Nummer sicher zu gehen, haben wir all unsere Wildcamper-Spuren verwischt (sprich die Betten weggeräumt) und einfach so getan, als wären wir erst am Morgen angekommen, um den Sonnenaufgang und die hier ansässigen Vögel zu beobachten. Da wir somit recht früh startklar waren, haben wir beschlossen den 4 km-Track an der Golden Bay in Angriff zu nehmen. Gesagt, getan, hat sich uns ein wirklich einmaliger Anblick geboten, der zu späterer Stunde nicht mehr so phänomenal gewesen ist. Auch Antonia war froh, so früh losgekommen zu sein. Nach den 4 Kilometern, konnte man dann auf die andere Seite der Landzunge wechseln und an der, dem offenen Meer zugewandten Seite zurück spazieren. Leider waren die Neuseeländer hier wohl etwas geizig mit den Wegmarkierungen, sodass sich der mit 15 Minuten veranschlagte Weg irgendwo in den Sanddünen verlaufen hat. Auf gut Glück sind wir dann einfach der Nase nach, was aber im Vogelschutzgebiet mit diversen Wasserlachen zwischen den Dünen gar nicht so einfach war. Gibt es hier eigentlich Treibsand, ging es uns zwischenzeitlich durch den Kopf. Wäre ja durchaus von Interesse, da ich Vitus inzwischen schon recht lange in der Kraxn mit mir rumgeschleppt habe. Dazu die besagte Kamera und natürlich noch den, auf das Nötigste reduzierte Proviant. Mit einigen Umwegen haben wir dann doch das Meer erreicht und sind dabei doch glatt noch beinahe hopps gegangen. Wenige Meter vor dem Schild – das Einzige weit und breit, das wir zwar nicht lesen konnten uns aber in Ermangelung von Alternativen drauf konzentriert haben – standen wir beide plötzlich knietief im Sand. War das mit dem Treibsand vielleicht doch nicht nur ein schlechter Scherz? Oder dient das Schild, dem wir so blindlings gefolgt sind als Warnung und nicht als Wegweiser? Ein paar Schrecksekunden und beherzte Schritte später fanden wir dann doch wieder festen Boden unter den Füßen und sind die restliche Strecke möglichst nah am Strand entlang wieder zurück gegangen. Wie lange einem dann doch 4 Kilometer vorkommen können. Inzwischen war es ja auch schon Mittag und die Sonne brannte herunter. Sonnencreme hatten wir zum Glück dabei. Nach einer gefühlten Unendlichkeit kam dann wider eines dieser spärlichen Schilder, welches uns den Weg zurück an den anderen (ursprünglichen) Strand hätte weisen sollen. Was aber genau soll uns ein rotes Schild sagen? Scheiß drauf, wir sind fertig, die Kinder müde, alle haben Hunger und wollen aus der Sonne. Also los in die ungefähre Richtung. Und siehe da, uns kamen Menschen entgegen. Im Übrigen die Einzigen während unserer knapp 5 Stunden Tour. Und die konnten uns auch bestätigen, dass wir uns auf dem „rechten Pfad“ befinden. Dadurch mit neuer Energie versorgt, ging es dann zur letzten Etappe und keine 45 Minuten später waren wir wieder an unserem Ausgangspunkt. Auch der Camper stand immer noch an Ort und Stelle. Antonia hat schnell was Leckeres gekocht und schon ging es weiter nach Collingwood. Glorreicherweise haben wir gestern beim Tanken nämlich vergessen, auch Bargeld in der „Stadt“ abzuheben. Und mit 25 Dollar kommt man nicht wirklich weit. Nur zu doof, dass es in Collingwood gar keinen Geldautomaten mehr gibt. Und auch der Supermarkt hat dort vor einiger Zeit geschlossen. Also mussten wir doch mit 25 Dollar und ohne Bier auskommen. Zweiteres wäre ja kein Problem, aber der Campingplatz auf den wir wollten (The Innlet) – wir waren dort mit Anna und Ronny verabredet – war leider teurer und hat auch keine Kreditkarten akzeptiert. Ich denke die Aussage, dass unser Camper zu groß bzw. schwer sei, war eher eine Ausrede, um uns nicht zu vergünstigten Konditionen beherbergen zu müssen. Wobei uns dieser Campingplatz wirklich gefallen hätte. Endlich mal ein absolut liebevoll gestalteter Platz mit einem Aufenthaltsraum, der auch diesen Namen verdient. Aber leider eben nicht mit uns. Zumindest diesmal. Dann halt weiter nach Tataka, um ein wenig zu shoppen. In der einzigen Straße in diesem Ort mit Geldautomaten. Auffällig war hier, dass fast jeder zweite Laden ein Frisör war. Keine Ahnung, ob die grad Hair aufführen oder was der tiefere Grund dafür ist. Interessiert mich aber ehrlich gesagt auch nicht wirklich. Viel mehr hätte mich die „Schnapp Dragon Village Distillery“ interessiert. Aber die hatte aus unerfindlichen Gründen ebenfalls zu. Oder hat die auch komplett dicht gemacht, wie der Supermarkt bzw. Geldautomat in Collingwood? Am Spielplatz haben wir die Kinder noch toben lassen, nachdem wir das Nötigste im Supermarkt besorgt haben und sind anschließend nach einem Snack im „Blue Cod“ (echt lecker) weiter in Richtung Nelson gefahren. Jetzt stehen wir kurz vor Rabbit Island, mal wieder irgendwo in der Pampas und hoffen hier eine ruhige Nacht neben Schafen verbringen zu können. Und damit zurück ins Studio.