Das der Virus ausgerechnet hier ausbrechen muss, war nicht abzusehen. Jetzt, im Rückblick macht es alles Sinn. Die Hitze, viele Menschen, die ständig unterbrochene Stromversorgung und nicht letztlich auch die Wasserknappheit. Trotz dem Wissen um die Notlage, haben wir den Marktplatz aufgesucht, um den dahinvegetierenden Menschen Beistand zu leisten. Dass es für uns so katastrophal enden würde, damit hat keiner gerechnet. Die ersten Anzeichen waren bei Antonia zu sehen. Kopf- und Gliederschmerzen, Übelkeit und dann recht schnell erster Haarausfall und binnen weniger Minuten das blutende Zahnfleisch. Vitus und Iolanda konnte ich noch an mich reißen, während Antonia ihre Zähne in einen der nichtsahnenden Passanten bohrte. Von da an ging alles wie ein Lauffeuer. Einmal gebissen, hatten die leblosen Gestalten nichts mehr im Sinn, als sich an den Nichtinfizierten zu laben. Binnen weniger Minuten mutierte der sonst so erholsame Marktplatz zu einem Zirkus der Abstrusitäten. Da waren Kinder, die ihre widerlichen Zähne in die Pulsadern ihrer Eltern rammten; Frauen, die ihren Männern die Eingeweide aus dem Bauch fraßen und selbst Tiere, die andere Tiere und auch Menschen gleichermaßen angingen. Die beruhigende Digeridoo-Hintergrundmusik ging unter in einem Ozean aus gequältem Geschrei. Unser Camper war glücklicherweise direkt auf der gegenüberliegenden Straßenseite geparkt, sodass ich, Vitus und Iolanda unter den Armen geklemmt, direkt darauf zugestürzt bin. Einige dieser Untoten haben unsere Fährte sofort aufgenommen und schlurften uns hinterher. Wie durch ein Wunder hatte ich den Autoschlüssel noch in der Hosentasche und nicht wie sonst in Antonias Rucksack. Rucksack? Scheiße, Antonias Rücken! Beziehungsweise ihr Bauch. Da steckte ja noch Afra in der Manduca. Ruhig Blut. Erst die beiden anderen verstauen und dann neu überlegen. Im Camper haben wir uns sofort verbarrikadiert. Türen absperren, Fenster zu und die Kinder im Alkoven mit Netz davor verstauen. Ob das Netz etwas bringt? Scheißegal, in der Situation war es mir einfach wichtig. Zurück auf dem Fahrersitz habe ich versucht in dieser riesigen Pizza aus zuckender Fleischmasse Antonia, beziehungsweise das, was von ihr übrig war, auszumachen. Doch die ersten dieser menschenhungrigen Monster hatten schon den Camper erreicht, sodass ich sofort losfahren musste. Ohne Rücksicht auf Verluste ging es mit dem Wagen über Mensch und Tier. Jetzt wäre mir einer dieser 16-Tonnen-Lastwagen mit Bullenfänger recht. Aber es ging auch ohne ganz gut. Und während Körper wie reife Weintrauben unter den Reifen platzten sah ich im Augenwinkel Antonia über einer fremden Frau. Nein, die war gar nicht fremd. Das war Nina. Anscheinend war Antonia so damit beschäftigt, Nina wie eine reife Orange auszusaugen, dass sie Afra vor ihrer Brust gar nicht bemerkte. Sollte ich es wagen und mich erneut in diese Gefahr begeben? Scheiße immerhin handelte es sich um mein Kind. Ich schlug das Lenkrad ein und fuhr direkt auf Antonia zu. Auch hier machte der Wagen aus menschlichem Müll widerlichen Pudding. Ich musste über die noch zuckende Nina fahren, um den Wagen so anzuhalten, dass ich Antonia mit der Autotür K.O. schlagen konnte. Erst nach dem dritten heftigen Schwung mit der Tür fiel Antonia zur Seite und ich konnte mich über sie beugen. Dieser eine Augenblick reichte mir, um Afra aus der Manduca zu ziehen und auf den Beifahrersitz zu legen. Gerade als ich die Wagentür wieder zuschlagen wollte, steckte Antonia ihren Kopf dazwischen. Die Wucht reichte leider nicht aus, ihren selbigen zu zerquetschen. Und mit einer asymmetrischen Fratze bohrte sie mir mit letzter Kraft ihre abstoßenden Zähne in die Wade. Fuck! Jetzt nichts Unüberlegtes tun. Wie in Trance schlug ich die Tür so lange auf und zu, bis sie endlich ins Schloss fiel. Ich fuhr blindlings in Richtung Highway und wollte mich gerade aus dem Auto stürzen, als ich wenige Meter vor mir die Quarantäne-Mauer erblicke. Der Seuchenschutz hatte hier wohl gute Arbeit geleistet. Ich fuhr bis zur Mauer und stellte den Wagen dort ab. Ich rief den Leuten auf der anderen Seite noch zu, dass die Kinder nicht infiziert seien, bevor ich mich abwand und mich auf ein paar der Zombies stürzte, die uns gefolgt waren. Ich spürte noch, wie sich ihre Zähne in mein Fleisch bohrten, als die Verwandlung auch bei mir einsetzte…

Und wie ich das jetzt alles schreiben konnte, wo ich doch selbst zum Zombie mutiert bin? Selbstverständlich ist alles oben „erzählte“ vollkommener Quatsch. Wobei, nicht ganz: die fett markierten Worte haben tatsächlich etwas mit der Wahrheit zu tun. Alles drum herum ist frei erfunden und dient lediglich zur Unterhaltung.