Der Bock rächt sich: Es wäre ja nicht so, dass wir nicht ohnehin schon durch waren. Am Tag vor unserer Abreise sind wir erst nach zwei Uhr morgens ins Bett gekommen. Dann um sechs wieder aufstehen, da wir erstens rechtzeitig am Flughafen sein wollten und zweitens auf dem Weg dorthin noch einiges zu erledigen hatten. Dann ein Flug währenddessen von uns Erwachsenen keiner und die Kinder nur abwechselnd und auch dann nicht wirklich lange ein Auge zugemacht haben. Anschließend wird doch glatt unser Gepäck noch mal durchleuchtet. Und was findet sich da in der Hose, die ich eigentlich schon wegwerfen wollte und nur auf Anraten „altes Zeug mitzunehmen“ eingepackt habe? Die leere Patronenhülse von meinem ersten Rehbock. Und leider zählt ebendiese zu den No-Go-Dingen für eine Einreise nach Singapur. Also musste der Flughafenzoll mich mitnehmen, damit mich anschließend die Polizei „verhören“ konnte. Da es meine erste Straftat in Singapur war, bin ich mit einer Verwarnung davon gekommen. Beim nächsten Mal steht dann wohl tatsächlich Gefängnis an. Ich denke mal, dass war die Rache des Rehbocks dafür, dass ich ihn damals in einem so lächerlichen und überhaupt nicht jagdlichen Outfit erlegt habe. Zumindest findet die Patronenhülse jetzt eine doch recht besondere letzte Ruhestätte. Zwar nicht nach meinem Gusto, aber dafür mit bleibendem Eindruck. Wenn ich jetzt mal davon ausgehe, dass alles Unglück der Reise am ersten Tag auf uns niederprasselt, kann ja ab sofort der Urlaub beginnen. Fast zumindest – denn gerade warten wir beim Singapur-Stopover-Schalter auf unseren Bus zum Hotel. Mit dem ganzen Gezeter im Vorfeld ist der natürlich schon weg. Aber wenigstens schlafen die Kinder jetzt endlich.

Im Hotel konnten wir durch die Verzögerungen am Flughafen dann tatsächlich sofort einchecken. In dem kleinen aber feinen Zimmer (leider ohne Blick auf den Fluss, wie der Name „Riverview“ vermuten ließe) haben wir uns solange gegenseitig auf die Ohren gehauen, bis alle geschlafen haben. Von elf bis halb drei Uhr Ortszeit. Wir wollten ja nicht komplett aus dem Rhythmus kommen. Also haben wir ein wenig die Stadt erkundet. Sind Bus und Boot gefahren und hatten unsere ersten Verluste zu beklagen: Vitus hat sein Cappi scheinbar in einem unbeobachtetem Moment in den Fluss geworfen. Aber damit steht dann morgen zumindest Shopping auf dem Programm, was vor allem die Damen freuen dürfte. Ein paar Amis haben wir auch schon kennengelernt, die sich gleich Iolanda angenommen haben, sodass der Papa während der Bootsfahrt die Hände zum Fotografieren frei hatte. Leider hatte ich nur ein Objektiv dabei, aber mit zwei Kindern ist es nicht mehr so einfach, immer das komplette Foto-Equipment dabei zu haben. Mit Spielsachen, den lebensnotwendigen Dingen und Wickelzeugs ist der Buggy eigentlich schon mehr als voll. Aber wir mussten uns ja alle im Verzicht üben, wieso also nicht auch der Papa. Und während der Rest der Familie sich jetzt von den Strapazen und dem Jetlag erholt und pennt, sitze ich zur Happy Hour an der Hotelbar und höre einem Mädchen-Trio zu, die ähnlich einer Karaoke-Show Schlager und aktuelle Hits zum Besten geben. Da freut es mich umso mehr, dass es zu jedem georderten Getränk ein Zweites gratis dazu gibt. Somit kommt auch hier ein wenig Wiesn-Feeling auf. Wobei, hier ist eh an fast jeder Ecke eine Art Oktoberfest. Bin ja mal gespannt, was Neuseeland diesbezüglich so zu bieten hat ;-))